Die an Hochschulen vermittelten Erkenntnisse wirken neutral und objektiv. Doch Wissen ist immer situiert. Forschenden agieren nicht als neutrale, austauschbare Akteur*innen. Sie sprechen als Individuen und aufgrund ihrer Berufsrolle immer aus einer bestimmten gesellschaftlichen Perspektive.
Worüber geforscht, geschrieben und gelehrt wird, welche Wissensbestände als relevant erachtet werden, hängt stark von den herrschenden Machtverhältnissen ab. Die aktuell dominanten Methoden und theoretischen Paradigmen in den Sozialwissenschaften sind auf Westeuropa und Nordamerika fokussiert (Eurozentrismus). Sie spiegeln in ihren Themensetzungen und Problematisierungen den Erfahrungsraum wider, den die ca. 800 Millionen Menschen in der EU und Nordamerika teilen.
Weder in der Forschung noch Theoriebildung werden die Fragen der restlichen 90 Prozent der Weltbevölkerung berücksichtigt. Eine Öffnung gegenüber anderen Wissenschaftsmodellen geschieht nur zögerlich.
Datengrundlagen sind oft einseitig. Der zeigt zum Beispielt der Gender-Data-Gap an Beispielen aus Politik, Technologie, Stadtplanung, Medien und medizinischer Forschung deutlich, wie der Verzicht auf die Perspektive von Frauen* zu mangelhaften Daten führt. Auch das Wissen nicht-westlicher, nicht-weisser Forscher*innen wird häufig marginalisiert und ignoriert.
Eine sensible Quellenauswahl hilft zu verstehen, dass es immer verschiedene Perspektiven auf einen Sachverhalt gibt. Diese müssen nicht in einem hierarchischen Verhältnis zueinanderstehen.