Die Hochschulstruktur sollte so gestaltet sein, dass alle Studierenden aktiv und gleichberechtigt am Hochschulgeschehen teilhaben können. Hierfür ist es essenziell, die vielfältigen Lebensrealitäten der Studierendenschaft zu berücksichtigen.
Neben dem anderen Status tragen unterschiedliche Faktoren dazu bei, dass es Studierenden an der Hochschule anders ergeht als Ihnen als lehrende Person: Z. B. Alter, finanzielle Lage, familiäre Situation, studienbegleitende Berufstätigkeit, Bildungshintergrund, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität, Rassifizierung, körperliche und geistige Fähigkeiten, Inter-/Nationalität, Weltanschauung und individuelle Persönlichkeit.
Eine unreflektierte Verwendung von Kategorien wie ‹Studierende mit Migrationshintergrund› oder ‹Behinderte› kann zu Verallgemeinerungen und Stereotypisierungen führen. Die soziale Konstruktion von Differenz wird dabei oft übersehen. Diese Zuschreibungspraktiken sind allgegenwärtig und können unbeabsichtigt zu Ausgrenzung und Diskriminierung beitragen.
Eine differenzsensible Lehre erfordert daher eine kritische Auseinandersetzung mit eigenen Zuschreibungsmustern. Ohne diese kritische Reflexion können wir nicht erwarten und davon ausgehen, dass alle Studierenden ihre individuellen Bedürfnisse einbringen und sich wertgeschätzt fühlen.
Für Studierende kann es insbesondere zu Beginn des Studiums schwierig sein, sich mit persönlichen Anliegen zu melden. Etwa wenn sie vor gesundheitlichen oder familialen Herausforderungen stehen.
«Eine ideale Lehre… Ich würde hier vielleicht weniger von eine Zustand sprechen wollen, als von einem Prozess dahin. Also, ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Wenn ich von einem Zustand sprechen würde, dann würde ich wahrscheinlich das wiederholen, was ich zu Beginn über die gute Lehre gesagt habe, also ein Unterricht, welcher nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Ungleichheiten berücksichtigt. In einer längerfristigen Perspektive einer idealen Lehre, welche sich ja stets weiterentwickeln muss, ist mir aber vor allem der Prozess wichtig. Damit eine Lehre sich überhaupt in diese Richtung weiterentwickeln kann und eine gute Lehre wird oder bleiben kann, ist vor allem eines notwendig: Partizipation. Also die Partizipation aller Gruppen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Benachteiligungserfahrungen, welche ihre eigenen Erfahrungen einbringen können. Also auch Wege aufzeigen können, wie es besser geht, wie zum Beispiel Hindernisse überwunden werden können, etc. Und ich glaube, so lange dieses Wissen, welches nur bei den Expert*innen in eigener Sache liegt oder liegen kann, solange dieses Wissen nicht abgeholt wird, ist es aus meiner Sicht nicht möglich, weder eine ideale noch eine gute Lehre zu realisieren. Mit Bezug auf Menschen mit Behinderung bedeutet das zum Beispiel, eine nachhaltige differenzsensible Weiterentwicklung der Lehre kann nicht mehr ohne das Erfahrungswissen von Menschen mit Behinderungen aufgebaut werden. Es braucht den Einbezug dieser Gruppen. Ein Beispiel habe ich schon genannt, zum Beispiel sensability.ch, welche hier auch verschiedene Hochschulen in dieser Hinsicht berät und unterstützt… Das war jetzt noch etwas Eigenwerbung.»
Wie unter den Beschäftigten, insbesondere Professor*innen, sind auch unter Studierenden bestimmte soziale Gruppen unterrepräsentiert. So oder so gilt: Hinsichtlich der eigenen Lehre sollte mitgedacht werden, wie die Studierenden sozial positioniert sind bzw. sein könnten, wiederum ohne Personen auf bestimmte Identitätsfacetten festzuschreiben.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen an die Hochschule kommen. Indem wir die individuellen Bedürfnisse der Studierenden berücksichtigen, können wir eine inklusive Lernumgebung schaffen, in der sich alle wohlfühlen und entfalten können.
Studienberatungsstellen, teilweise auch spezialisierte Stellen zur Sozialberatung oder zur Studienfinanzierung, geben Auskunft über Stipendienmöglichkeiten und zu weiteren sozialen Fragen und können Studierende gezielt unterstützen.
An einigen Hochschulen in der Schweiz gibt es Ansprech- und Meldestellen (‘Vertrauenspersonen’) für Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Rassismus, die sowohl für Mitarbeitende wie auch für Studierende zur Verfügung stehen. Informationen hierzu finden Sie auf den Webseiten der Abteilungen für Gleichstellung und Diversität.
In der Linksammlung findet sich eine Auflistung einiger Beratungsstellen.
«Ja, und was anderes ist dann breiter institutionell, nicht konkret meine Lehre, aber die Frage der Zugänglichkeit. Also, gibt es Stipendien für Menschen, die armutsbetroffen sind, vor allem, wenn die Eltern vielleicht Geld haben, aber die Person nicht unterstützen möchten? Soweit ich das im Blick hab, ist das eine Leerstelle, oder auch die rechtliche Situation, die Legalität, inwiefern, dürfen Geflüchtete hier studieren?»
«Ich finde es beginnt einfach schon, wenn man sich die Chef*innen-Etage, oder eben Chefen-Etage anschaut. Wenn man merkt, wie viele Professoren hier sind und wie wenige Professorinnen, wie wenige BIPoC-Personen. Mich macht es auch immer ein wenig träge mit Kritik oder Wünschen, wenn ich merke, dass das ‹dort oben› so aussieht und dass das auch ‹dort oben› bleiben will. Und dann einfach so die eigene Position zu merken…, wir sind studierend, wir sind BIPoC, wir sind in einer anderen Klasse zuhause…, wer sind wir überhaupt, um das anzustossen. Und wenn ich so gross denke, finde ich, es müsste sich wirklich etwas auch in den Strukturen der Universität, ja in allen Universitäten, ändern. Es ist so ein hierarchisches Gebilde und ich finde es schwierig diese Veränderung von unten nach oben. Oben müsste genauso mitmachen…, jetzt einfach so bildlich gedacht.»