Die Beziehungsebene ‘Dozierende – Studierende’ bildet eine der drei Seiten des didaktischen Dreiecks. Sie wird hier primär auf Aspekte der ‘Lernatmosphäre’ resp. des ‘Lernklimas’ hin diskutiert. Die Inhalte als dieser Ebene entgegengesetzter Eckpunkt des Dreiecks sind dabei stets mitzudenken.
Eine konstruktive und angstarme Atmosphäre ist die Grundlage für erfolgreiches Lernen. In einer differenzsensiblen Lehratmosphäre werden die individuellen Hintergründe und Perspektiven der Studierenden berücksichtigt.
Die Herausforderung besteht darin, diese Atmosphäre auch unter schwierigen Bedingungen wie unterschiedlichen Vorkenntnissen, Fluktuation oder räumlichen Einschränkungen aufrechtzuerhalten. Wird der Fokus draufgelegt, die Lehre zu strukturieren und möglichst sichere und zugleich fehlerfreundliche Räume für Austausch (auch unter den Studierenden) zu schaffen kann trotz erschwerter Bedingungen eine produktive Lernumgebung gestaltet werden. Wertvolle Impulse bietet hier das Feedback der Studierenden zum Umgang mit Diversität in der Lehrveranstaltungsevaluation geben.
«Ich glaube schon, auch mehr zu kommunizieren, also direkt mit einem zu kommunizieren, mit der Klasse zu kommunizieren, (.) irgendwie, ich weiss nicht, Austausche zu generieren untereinander, ähm, fände ich sehr wichtig. Ich fände auch wichtig, ähm, ja, dass die Dozierenden sich wirklich auch sehr so diesen Diskriminierungserfahrungen oder allgemein so Rassismuskritisch sind, auch in der Sprache. (.) Ja, so eigentlich solche Sachen, muss gerade überlegen, ähm. (.) Auch Kritikfähigkeit oder die Möglichkeit, Kritik anzubringen. Was mich eben rasend macht, ist, dass ganz viele Dozierenden am Schluss nicht, ähm, diese Umfrage versenden. Und oft sind es diese Dozierenden, die eben nicht so toll sind. Und dann ist man so, hä, wo, wo melde ich jetzt denn das? Weil, ja, das finde ich schwierig. Oder dass dann auch auf Kritik eingegangen wird. Wir hatten jetzt auch, ähm, letztes Semester eine Vorlesungsreihe. Und da ging es noch so um den Krieg, ähm, den Ukraine-Krieg. Und die Dozierende meinte, ja, das ist jetzt der erste Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Und neben mir sass meine Freundin, wo die Familie aus dem Ex-Jugoslawien-Krieg, ähm, geflüchtet ist. Und als Gastarbeiterin hier hingekommen sind. Und, also, sie war wahnsinnig verletzt. Sie ist auch aufgestanden und gegangen. Und ich habe nachher ein Mail geschrieben und ich bekam nie eine Antwort auf das. Und das sind dann so die Sachen, wo ich so finde, okay, ja, diese Rückmeldungen, die interessieren auch gar nicht wirklich. Das ist so, das ist irgendwie in den Köpfen drin. Und ich hätte es wahnsinnig spannend gefunden, wenn man das gleich auf, also wenn es ein Raum gewesen wäre, wo man das gleich aufgreifen können hätte, wo meine Freundin sich genügend sicher gefühlt hätte, das direkt anzusprechen. (.) Und für mich müssten es eigentlich solche Räume sein.»
«Es scheint mir auch wichtig zu sein, zu schauen, wie, also, dass es den Studierenden irgendwie wohl ist, dass sie sich beteiligen können. Das ist teilweise, vor allem bei grösseren Kursen, fast schwieriger, weil da die Hemmschwelle irgendwie relativ groß ist. Und darauf fände ich jetzt auch gute Lehre, zum Beispiel Lehre, die es schafft, ein Klima zu schaffen, in dem sich die Studierenden getrauen, etwas zu sagen, ohne dass sie Angst haben, dass das irgendwie dann quasi abgekanzelt wird. Also quasi auch ein Klima, wo sie auch in dem Sinne mal was Falsches sagen können. Und, also, wo es einfach hauptsächlich darum geht, auch mitzudenken und sich dann auch gemeinsam zu überlegen, was, ja, stimmt das jetzt oder was lässt sich dazu sagen?»
«Also was, Evaluation habe ich jetzt gerade angesprochen, oder was mir da so auch auffällt, ist, dass die, also die Fragen, die da gestellt werden, sehr, da, da ist das Thema Diversität nicht relevant. Und da habe ich mal eine Mail geschickt, unserer Diversitäts- und Gleichstellungsstelle, und angeregt, dass man ja vielleicht bei den Standardevaluationen auch aufnehmen könnte, also quasi hat ein Klima geherrscht, das irgendwie Diversität respektiert, oder so. (.) Da habe ich nicht mal eine Antwort gekriegt auf die Mail. (.) Ich denke, da wäre schon auch mehr möglich. Also, wie, ich meine, ich kriege ja nicht alles mit. Es ist auch so, dass dann die, ähm, also das, was da evaluiert wird, teilweise, ähm, da geht’s um, um, um Punkte, die, bei denen ich die Erfahrung gemacht habe, dass die für Studierende nicht so zentral sind. Also, die ganze Modullogik zum Beispiel, ähm, da ist für, für viele eigentlich relativ schwarz, in welchem Modul ein Kurs ist. Ich fände jetzt irgendwo, ähm, eine Frage, die darauf abzielt, ob es, ob es einem wohl war in einem Kurs, ähm, fände ich jetzt eigentlich viel interessanter. Also, jetzt auch aus meiner Sicht, ich meine, ich kann ja durch solche Evaluationen auch irgendwie, äh, etwas lernen oder mitbekommen, wie das ankommt. Und da finde ich, was da gemacht wird, nicht immer besonders hilfreich.»
Indem Dozierende den Studierenden die Möglichkeit geben, sich über ihre eigene Erfahrung mit dem Inhalt oder Thema zu verbinden, ermöglichen sie, den Inhalt oder das Thema individuell bedeutungsvoll werden zu lassen. Der Lerngegenstand wird nicht als abstraktes Objekt, sondern als Teil der individuellen Lebenswelt der Studierenden verankert. Dies kann den Lernprozess nachhaltig beeinflussen.
Durch situatives Handeln und die sukzessive Auseinandersetzung mit verschiedenen Lernobjekten und -gegenständen erweitern die Studierenden ihre Kenntnisse und entwickeln ihre (Selbst-)Lernfähigkeiten weiter. Die reflexive Bearbeitung der eigenen Lernerfahrungen ermöglicht es den Studierenden, ihre Lernprozesse zu verbessern und ihr Wissen zu festigen.
«Mir hilft, wenn am Anfang des Semesters, wie ein Grundstein gelegt wird, wie die Gruppe mit, gemeinsam mit dem Dozierenden zusammenarbeiten soll und dann auch so wie Kniggeregeln definiert werden, welche Sprache wird verwendet, welche Begriffe, ähm, wann, wann, wann, also irgendwie auch dieses, diese Verantwortlichkeiten herstellen mit pünktlich kommen oder keine Ahnung, also auch wenn man dann zu spät kommt, einfach das so wie klar ist, okay, das, so möchten wir miteinander unterwegs sein, ähm. Aber da ist es ein feiner Grad zwischen gekünstelt und, ähm, wirklich aufrichtigem Knigge herstellen. Und was mir sonst noch hilft, ist einfach, wie das Gefühl, dass die Person erreichbar ist und dass ich, ähm, dass ich diese Person ansprechen kann und dass auch Beobachtungen seitens der Studierendenseite geschätzt werden und eben dieses Negativbeispiel mit der, dieser Woke-Kultur, will diese Person nicht im Seminar haben, das hat, ist mir so eingefahren, da dachte ich mir einfach so, that’s not how to do it, ähm, weil es fällt ja auf, ich bin sicher nicht die einzige Person, der das aufgefallen ist, dass diese Sprache verwendet wurde und, ähm, das finde ich dann schade. Anstatt das als Lernmoment zu sehen, was von uns im Umkehrschluss als Studierenden viel später im Schulzimmer oft gefordert würde.»
«Ja, ähm, also ich finde, super Settings sind, da kann ich wirklich gerade das Beispiel geben von der Dozentin, ähm, die ich jetzt gerade habe im Seminar, eben, zwar das mit diesen 5-Minuten-Pausen, die ich ein bisschen schwierig finde, sie sagt dann aber auch zum Beispiel, ja, wenn ihr euch bewegen müsst oder wenn ihr aufs WC müsst, dann könnt ihr das auch machen außerhalb von diesen 5-Minuten-Pause, das könnt ihr einfach immer machen, ähm, und sie hat sehr, sie probiert sehr fest, so Methoden zu wechseln, nicht, dass dann wir einfach immer dort hocken und einfach zuhören müssen, weil das führt dann eben sehr oft dazu, dass Studierende dann einfach am Computer andere Leistungsnachweise und so, an anderen Leistungsnachweisen arbeiten. Was sie dann zum Beispiel auch macht, ist, weil der Leistungsnachweis von diesem Seminar wenig mit dem Seminarinhalt auch zu tun hat, tut sie uns, hat sie uns dreimal, ähm, so, ja, Seminarzeiten hat sie uns angegeben, wo wir kommen können, aber nicht müssen, ähm, und zwar, um am Leistungsnachweis zu arbeiten und um Fragen stellen zu können, sowie auch, dass sie uns Feedback geben kann, was ich super finde, weil meistens gibt man einfach etwas ab und ist so, boah, ich hab keine Ahnung, ich hab absolut kein Feedback dazu, vielleicht im besten Fall ist man früh genug fertig, um sich das von irgendwie Mitstudierenden, ähm, querlesen zu lassen, ähm, gegenlesen zu lassen, (.) aber ist halt oft auch nicht der Fall, beziehungsweise die anderen haben auch keine Zeit. Und bei ihr ist es halt wirklich so, sie hat das voll mit gedacht, sie hat das voll mit eingeplant und, ähm, sagt auch immer so, ihr könnt mir auch, was immer ihr schon habt, per Mail schicken, ähm, ich kann einfach nicht ewig Zeit investieren, ähm, es geht, sie hätten auch gesagt, natürlich schickt ihr mich nicht einfach den fertigen Leistungsnachweis und dann gebe ich euch Feedback dazu, á la: Nein, ungenügend, also verbessere noch XY, ähm, aber so wirklich, dass, dass wir ihr Sachen schicken können und sie sagt dann, nein, du bist auf gutem Weg, oder nein, das muss noch, ähm, und das finde ich extrem hilfreich.»