Alternative Wissensformen

Verschieden geformte Bilderrahmen mit blauen Elementen

In der akademischen Welt wird traditionell ein enger Fokus auf abstraktes, theoretisches Wissen gelegt. Wissenschaftsbewegungen wie Disability Studies, Gender Studies oder Black Studies zeigen jedoch, dass diese Sichtweise zu eng gefasst ist und wichtige Perspektiven ausblendet.

Die vermeintliche Objektivität der Wissenschaft hinterfragen

Die etablierte Wissenschaft wird oft als objektiv und unparteiisch dargestellt. Doch diese vermeintliche Objektivität ist eng verknüpft mit bestimmten Machtstrukturen und gesellschaftlichen Normen. Alternative Wissensformen bieten die Möglichkeit, diese Normen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen.

Herausforderungen und Chancen einer Öffnung

Die Öffnung für alternative Wissensformen stellt Hochschullehrkräfte vor neue Herausforderungen. Wenn vertraute Arbeitsweisen in Frage gestellt werden, können Skepsis und Unsicherheit auftreten. Doch es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und ungewohnt vorzugehen, denn die Chancen überwiegen: Durch die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen und die Nutzung neuer Methoden können wir innovative Lehrformate entwickeln und die Qualität unserer Lehre steigern.

«Ich glaub, wir machen das viel zu selten, dass wir versuchen «out of the box» selber zu denken, selber zu imaginieren.»
Dozentin, Universität

«Und ich glaube, wir machen das viel zu selten, dass wir versuchen, out of the box selber zu denken, selber zu imaginieren – wie könnte es denn wo sein. Und ich finde es sehr wichtig, Texte zu verstehen. Ich mache auch viel Close Reading. Ich finde es wichtig, Konzepte zu verstehen, Mechanismen zu verstehen, da präzise zu sein, differenziert zu sein. Aber ich finde es auch sehr wichtig, darüber hinaus zu denken. Und das kann wissenschaftlich sein, aber ich denke, es gibt unterschiedliche Formen, die da Unterschiedliches ermöglichen. Und das kann auch in unterschiedlichen Leistungsnachweisen der Fall sein.»

Wessen Wissen zählt?

Die Kombination verschiedener Disziplinen und Wissensbereiche ermöglicht neue Perspektiven und Lösungsansätze. Ebenso können Studierende und Lehrende gleichermassen ihre unterschiedlichen Erfahrungshintergründe gewinnbringend in die Lehre einbringen. Studienarbeiten, die mit Fallstudien eine eurozentrische Sichtweise überwinden, tragen dazu bei, eine einseitige Blickrichtung zu hinterfragen. Auch die Einbindung von Wissensquellen wie Podcasts und Blogs oder von künstlerischen Formaten bietet einen Zugang zu einer Vielzahl von Stimmen und Perspektiven.

«Ich finde auch, es müssen nicht immer Texte von weiss ich wie studierten Professor*innen sein. Ich fände es so spannend auch weitere Texte, Bücher, Popkultur, Zeitungsartikel oder Podcasts zu verwenden.»

«Ich finde auch, es müssen nicht immer Texte von weiss ich wie studierten Professor*innen sein. Ich fände es so spannend, auch weitere Texte, Bücher, Popkultur, Zeitungsartikel, keine Ahnung…, Podcasts zu verwenden. Ich finde es manchmal schade, dass es immer nur diese wissenschaftliche Lektüre ist. Ich fände es auch sehr spannend, wenn wirklich mehr Literatur aus dem globalen Süden verwendet werden würde. Ich hab das Gefühlt, da hat die Uni auch noch eine grosse, grosse Lücke oder je nach dem, wo man an der Uni ist. Oder ich fände es auch spannend, wenn man die Texte der Mitstudierenden untereinander teilen könnte und diese bespricht. Ja…, solche Sachen fände ich sehr toll. Oder auch Texte aus der Praxis. Ich bin halt immer noch Sozialarbeiterin und für mich ist dieser Praxisbezug sehr wichtig. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch Psycholog*innen etc. früher oder später einen grossen Praxisbezug haben und dass es auch dort sehr spannend wäre.»

«Wir können uns diesen Texten auch anders annehmen, oder auch in anderer Reihenfolge. Damit auch zu spielen und umzugehen und zu fragen, wie wir uns Denker*innen auch über verschiedene Zugänglichkeiten annähern können, verschiedene Genealogien sichtbar machen können.»
Dozentin, Universität

«Ich habe lange in meiner Lehre feministische Ansätze zum Nachdenken abgeleitet aus, sozusagen, grösseren philosophischen Strömungen, die aber immer sehr männlich besetzt waren. Und dann zu merken, wenn ich das so unterrichte – also (im Sinne von), ich mache (zuerst) Foucault, dann haben wir Foucault und Diskursanalyse verstanden und dann kommt Butler – dann ist das immer, als wäre der nächste Text der Ableger von dem Grossen und man erhält implizit diese männliche Genealogie des Genies am Laufen. Und das aufzubrechen und zu sagen, ja, also wir können uns diesen Texten auch anders annähern oder auch in anderer Reihenfolge, damit auch zu spielen und umzugehen und zu sagen, wie können wir diese Ableitungslogik zum Beispiel vermeiden oder wie können wir uns einer Denkerin auch annähern, eben über verschiedene Zugänge und verschiedene Genealogien sichtbar machen. Weil überhaupt diese eigene Genealogie zu setzen, ist ja auch schon wieder ein Herrschaftsgestus, also darüber auch nachzudenken, wie viele Zugänge gibt es denn zu diesem Denken.»

Reflexionsfragen

  • Welche Wissensformen und Wissensquellen ziehe ich für meine Lehre heran?
  • Welche alternativen Wissensformen könnte ich einbeziehen, um in meiner Lehre Normen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen?
  • Welche Herausforderungen sind damit möglicherweise verbunden? Wie möchte ich damit umgehen?

Weiterführende Materialien

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Situiertheit und Selbstvertretungen

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